Schlechtere Durchblutung und geschwächtes Immumsystem
Diabetes mellitus, insbesondere der Typ-2-Diabetes, kann der Mundgesundheit erheblich schaden. Studien belegen, dass Diabetiker im Vergleich zu Nicht-Diabetikern ein dreimal höheres Risiko haben, an Parodontitis zu erkranken. Bei einer schlechten Einstellung des Blutzuckers oder einem Blutzuckerspiegel, der sich schwer kontrollieren lässt, fügt der erhöhte Blutzucker den Blutgefäßen Schaden zu. Das gilt auch für den Mundbereich. Entzündungen an den Gefäßwänden führen dann zu einer schlechteren Durchblutung. Gingivitis und Parodontitis entstehen. Hinzu kommt, dass Parodontitis-Erreger bei Diabetikern besonders leichtes Spiel haben. Denn bei Diabetes ist auch das Immunsystem geschwächt. Ein Teufelskreis entsteht, wenn eine unbehandelte Parodontitis wiederum die Insulinresistenz bei Typ-2-Diabetes fördert und die Blutzuckerwerte verschlechtert. Diabetiker sind dann erst recht einer erhöhten Gefahr für diabetische Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Erkrankungen der Nieren, Augen und Nerven ausgesetzt.
Blutzuckerkontrolle beeinflusst Parodontalgewebe
Die Studie eines japanischen Forscherteams der „Osaka University Graduate School of Dentistry“ hat gezeigt, dass die Blutzuckerkontrolle bei Diabetes vom Typ 2 bei gleichzeitigem Vorliegen einer Parodontitis-Erkrankung nachweislich Einfluss auf das Parodontalgewebe hat. Das bedeutet, dass zwischen systemischer Gesundheit und parodontalem Status ein direkter Zusammenhang besteht. 29 Diabetes-Patienten, bei denen der Blutzucker zuvor schlecht eingestellt war, wurden für den Zeitraum von zwei Wochen einer strikten Blutzuckerkontrolle unterworfen. Vor und nach der Behandlung richteten die Forscher ihr Augenmerk auf die bei den Probanden auftretenden systemischen und parodontalen Parameter. Dabei untersuchten die Wissenschaftler vor allem den Schweregrad der jeweils vorliegenden Parodontitis nach dem „Parodontal Inflamed Surface Area“-Index (kurz PISA) sowie die Sondierungstiefen (PPD), den klinischen Attachmentverlust (CAL) und die Blutungsneigung beim Sondieren (BOP).
Die Blutzuckerkontrolle zahlte sich aus: Es kam nicht nur zu einer signifikanten Verbesserung der glykämischen Parameter, sondern auch zu einer deutlichen Reduzierung des parodontalen Entzündungsgrads. Neben den Blutzuckerwerten verbesserten sich auch der Acetessigsäure- und der Beta-Hydroxybutyratspiegel. Bei denjenigen Patienten, bei denen keine Verbesserung eintrat, wurden bereits vor der Behandlung Hinweise auf schwerere diabetische Komplikationen festgestellt.
Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Zahnärzten wichtig
Der Plaque-Index (PI) aller Probanden blieb in etwa gleich. Das heißt, dass nicht etwa eine intensivierte Mundhygiene, sondern allein die konsequente Blutzuckerkontrolle die deutliche Verbesserung des parodontalen Status herbeigeführt hat. Die Forscher gehen vor dem Hintergrund der festgestellten Korrelationen zwischen reduzierten Blutzuckerwerten und einer verbesserten parodontalen Gesundheit davon aus, dass eine effektive Blutzuckerkontrolle bei Diabetikern zu einem Rückgang des parodontalen Krankheitsgrades beitragen kann. Um möglichst frühzeitig gegen die gefährliche Wechselwirkung zwischen der systemischen Erkrankung Diabetes und parodontalen Entzündungsprozessen vorgehen zu können, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Zahnärzten von entscheidender Bedeutung.
Studie zur Bedeutung der Blutzuckerkontrolle
Zur Studie mit dem Titel „Periodontal tissue susceptibility to glycaemic control in type 2 diabetes“ gelangen Sie über nachfolgenden Link.