Aus dem RZB

Diabetes und Parodontitis – erfolgreicher Verlauf von DigIn2Perio

Die ungünstigen wechselseitigen Beeinflussungen der beiden Volkskrankheiten Diabetes mellitus Typ-2 (T2DM) und Parodontitis sind gut dokumentiert. Die Studie DigIn2Perio untersucht, wie Zahn- und Hausärzte besser zusammenarbeiten können, um die Versorgung von Patienten mit Parodontitis und/oder T2DM zu optimieren.
Von Alja Larissa Müller, Universitätsklinikum Bonn
Erstellt am 04.04.2025
Ein Arzt misst den Blutzucker an der Hand einer Patientin. © interstid – stock.adobe.com

Ziel ist eine optimierte Therapie

Geleitet wird die Studie von Prof. Dr. Dr. Stefan Listl (Universitätsklinikum Heidelberg). Finanziert wird das Projekt durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses. Durch die enge Zusammenarbeit von Zahnärzten und Hausärzten soll die Früherkennung beider Erkrankungen verbessert sowie ein besseres Verständnis für deren Wechselwirkungen und eine optimierte Therapie ermöglicht werden. DigIn2Perio ist die erste Studie zur Versorgungsforschung in Deutschland, in der zahnärztliche und hausärztliche Praxisnetzwerke gemeinsam im Verbund mit Universitätskliniken arbeiten.

In Baden-Württemberg und Nordrhein wurden Hausarzt- (HA) und Zahnarztpraxen (ZA) zur Studiendurchführung gewonnen. Diese rekrutierten wiederum Patienten mit T2DM (HA) bzw. mit Parodontitis (ZA) im Rahmen regulärer Termine. Die ZA-Praxen wurden in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe randomisiert. Patienten in den HA-Praxen erhielten durchgehend die Intervention – eine Kontrollgruppe wird hier aus Routinedaten gebildet. 

Mit Fragebögen wurden Daten zu Soziodemografie und zum subjektiven Gesundheitszustand erhoben. In den Interventionsgruppen errechnen die Patienten ihren Risikoscore für T2DM (in Zahnarztpraxen) mittels FINDRISK bzw. den Risikoscore für Parodontitis (in Hausarztpraxen) mittels Selbsttest der Deutschen Gesellschaft für Parodontologie. Überschreitet der jeweilige Risikoscore einen Grenzwert, werden die Patienten aufgeklärt und zum Zahn- bzw. Hausarzt zur Untersuchung auf Parodontitis bzw. T2DM überwiesen. Nach zwölf und maximal 24 Monaten erfolgen Follow-Up-Untersuchungen in sämtlichen Erhebungsgruppen.

Wertvolle Unterstützung durch die KZV Nordrhein

Ein bemerkenswerter Erfolg ist die Rekrutierung von insgesamt 710 Patienten in den 76 teilnehmenden nordrheinischen Zahnarztpraxen. „Wir sind extrem glücklich über diese hohe Beteiligung und bedanken uns sehr herzlich bei allen beteiligten Kolleginnen und Kollegen und ihren Praxisteams für ihr großartiges Engagement in dieser Studie“, so Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, der verantwortliche Leiter der Zahnarztpraxen-Studie in Nordrhein: „Mein großer Dank gilt auch unserem Studienteam am UK Bonn – Zahnärztin Larissa Müller, Study Nurse MFA Ulla Jones und ZFA Judith Daniels-Stumpf – für ihre erfolgreiche Arbeit und der Verwaltung sowie dem Vorstand der KZV Nordrhein für ihre sehr wertvolle Unterstützung.“ 

In der Hausarzt-Studie in Nordrhein nehmen 79 Praxen mit insgesamt 1.566 Patienten teil. Zum Vergleich die Zahlen aus Baden-Württemberg: 72 HA-Praxen mit 1.052 Patienten, ZA-Praxen: 60 mit 533 Patienten. Sollte sich erweisen, dass die neue Versorgungsform im Vergleich zur Regelversorgung nach einem Jahr zu einer Verbesserung der Versorgung von Patienten mit T2DM und Parodontitis führt – einerseits durch hausärztlich initiierte Parodontitis-Versorgung von T2DM-Patienten (gemessen am HbA1c-Wert) und andererseits durch zahnärztlich initiierte Diabetesabklärung von Parodontitis-Patienten (gemessen an zusätzlich diagnostiziertem T2DM) –, so könnte sie zur neuen Regelversorgung werden. „Die Ergebnisse dieser Studie könnten einen entscheidenden Einfluss auf die Behandlung von Patienten mit diesen beiden Volkskrankheiten haben“, erklärt Dr. Ralf Hausweiler, Studienteilnehmer und Präsident der ZÄK Nordrhein, der sich in vorbildlicher Weise mit seiner Praxis ebenfalls beteiligte. So sieht es ebenfalls Andreas Kruschwitz, Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein: „Die DigIn2Perio-Studie ist eines der wenigen zahnmedizinischen Projekte, die durch den Innovationsfonds des G-BA gefördert werden. Dies erhöht die Chance, dass bei positiver Evaluation neue Leistungen in den GKV-Katalog aufgenommen werden, und demonstriert die Innovationsfähigkeit der Zahnmedizin.“
   

DigIn2Perio: Diabetes und Parodontitis im Blick

Gemeinsam für eine bessere Versorgung

Zur Website der Studie DigIn2Perio gelangen Sie über nachfolgenden Link.

Artikel im Rheinischen Zahnärzteblatt

Den vollständigen Artikel mit weiteren Informationen und mit Abbildungen lesen Sie in der April-Ausgabe des RZB.