Forschung

Karies: große Unterschiede bei Kindern im europäischen Vergleich

Ein internationales Forschungsteam hat in einer aktuellen Studie im Hinblick auf den Kariesstatus von Kindern in verschiedenen europäischen Ländern deutliche Unterschiede nachgewiesen. Neben der geografischen Lage wurden auch sozio-ökonomische Faktoren und ihre Auswirkungen auf das Auftreten von Karies berücksichtigt.
Von Öffentlichkeitsarbeit (sk)
Erstellt am 31.10.2024
Quelle: International Journal of Paediatric Dentistry
Ein kleines Mädchen in der Zahnarztpraxis tippt mit dem Finger auf ihre Zähne. © Peakstock – stock.adobe.com

Kinder in Südeuropa stärker von Karies betroffen

Der Studie liegt eine Auswertung von Befunden zugrunde, die im Rahmen von zahnmedizinischen Untersuchungen zwölfjähriger Kinder in den Jahren 2011 bis 2022 in insgesamt 36 europäischen Ländern dokumentiert wurden. Der Kariesstatus wurde anhand des Kariesindex DMFT (Decayed, Missing or Filled Teeth), also nach der Anzahl der kariösen, fehlenden oder mit Füllungen versehenen Zähne festgelegt, wobei ein eher geringer Kariesgrad einem DMFT von ≤ 1, ein mittelhoher Kariesgrad einem DMFT zwischen > 1 und ≤ 2, ein hoher Kariesgrad einem DMFT von > 2 bis ≤ 3 und ein sehr hoher Kariesstatus einem DMFT-Wert von über 3 entspricht. Neben der geografischen Lage betrachteten die Forscherinnen und Forscher auch die Pro-Kopf-Ausgabe für die zahnmedizinische Versorgung, das Bruttonationaleinkommen (BNE), die Arbeitslosenquote und den sogenannten „Human Development Index“ (Wohlstandsindikator) in den jeweiligen Ländern als mögliche Faktoren, die die Kariesprävalenz beeinflussen können. 

Bekannt ist, dass seit Mitte der 70er-Jahre die Kariesprävalenz in den wirtschaftlich gut entwickelten Regionen Europas tendenziell zurückgegangen ist. Weniger wohlhabende Länder stehen im Hinblick auf das Auftreten und den Schwergrad von Karies deutlich schlechter da – das gilt sowohl für die durchschnittliche Bevölkerung als auch für Bevölkerungsgruppen mit einem schwächeren sozio-ökonomischen Status. Es wundert daher nicht, dass die Ergebnisse dieser aktuellen Studie belegen, dass Kinder in südeuropäischen Ländern (zum Beispiel Kroatien und Slowenien) mit etwa 59 Prozent stärker von Karies betroffen sind als Kinder in Nordeuropa mit zirka 44 Prozent. 

Wirtschaftliche Faktoren spielen eine Rolle

Das Forscherteam weist außerdem nach, dass bei EU-Mitgliedsstaaten mit einer Pro-Kopf-Ausgabe für die zahnmedizinische Versorgung von über 100 US-Dollar der DMFT-Wert der untersuchten Kinder unter dem durchschnittlichen Gesamtmittelwert von 2,10 liegt. Der geringste DMFT-Wert (0,8) ist dabei bei den Kindern aus westeuropäischen Ländern festzustellen. Im Vergleich dazu erweist sich der DMFT-Wert in Osteuropa mit 2,87 als deutlich höher. Besonders ungünstig sieht die Lage in den Ländern Süd- und Osteuropas aus, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrscht. Hier reicht die Skala der ermittelten DMFT-Werte zum Teil bis zu 6,88. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich bei einer Berücksichtigung des Bruttonationaleinkommens. Je geringer das Bruttonationaleinkommen, desto höher die Kariesprävalenz bei zwölfjährigen Kindern.

Die Forscher gelangen zu dem Schluss, dass Kinder in wirtschaftlich benachteiligten Regionen Europas einen schlechteren Zugang zu zahnmedizinischen Vorsorgemaßnahmen haben und generell unter einer schlechteren Gesundheitsversorgung leiden. Es ist daher erforderlich, in diesen Ländern den Zugang zur zahnmedizinischen Prävention und Versorgung mit gezielten und effektiven Strategien zu fördern. Voraussetzung ist das bessere Verständnis und die Berücksichtigung der wirtschaftlichen und sozialen Faktoren, die das Auftreten von Karies in den einzelnen Ländern beeinflussen.

Link zur Studie

Hier gelangen Sie zur Studie „Caries status in 12-year-old children, geographical location and socioeconomic conditions across European countries: A systematic review and meta-analysis“.