Düsseldorf, 22. Juni 2024 – Die Delegierten der Vertreterversammlung der nordrheinischen Zahnärzteschaft sprechen sich gegen Gängelungen der Politik und für die Freiberuflichkeit aus, die derzeit an etlichen Stellen erschwert werde.
Die Schlagworte sind im Gesundheitswesen oft genannt und oft gehört worden: Bürokratie, Sanktionen und Fachkräftemangel. Das sind die größten Belastungen der Zahnärzteschaft – und das nicht nur in Nordrhein, sondern bundesweit. Das betonten der Vorstandsvorsitzende der KZV Nordrhein, Andreas Kruschwitz, und der KZBV-Vorstandsvorsitzende Martin Hendges.
Beide zitierten in ihren Berichten bundesweite repräsentative Befragungen. Kruschwitz zitierte das Stimmungsbarometer der unabhängigen Stiftung Gesundheit: „Was geht den Kolleginnen und Kollegen auf die Nerven? Kontrolle, Sanktionen, fehlende Planungssicherheit.“ Hendges konnte auf Daten des im Mai vom Zentralinstitut der kassenärztlichen Versorgung in Deutschland (Zi) durchgeführten Stimmungsbarometers zurückgreifen. Eine erschreckende Erkenntnis der Befragung war, dass 58 Prozent der 4.000 befragten Praxen (420 davon aus Nordrhein) unter den herrschenden Bedingungen sich heute nicht mehr niederlassen würden. Noch schlimmer: 72 Prozent überlegen, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen. Dass 90 Prozent Angst haben, keinen Nachfolger zu finden, war keine Überraschung für die Delegierten.
Großes Misstrauen
Kruschwitz warnte davor, dass bürokratische Belastungen zum Niederlassungshindernis Nummer eins würden. Wer den Fachkräftemangel bekämpfen wolle, müsse dem Nachwuchs attraktive Rahmenbedingungen bieten. Er zitierte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, der auf dem Zukunftskongress Apotheke einen Misstrauens-Abbau gegenüber den Heilberufen forderte.
Das sehe auch der Normenkontrollrat so, deren Vorsitzenden Kruschwitz zitierte: „‚Praktiker und Vollzugsexperten (müssen) frühzeitig und intensiv bei der Erstellung neuer Gesetze einbezogen werden. Praxischecks sollten der neue Standard in der Gesetzgebung sein. Nur so kommen am Ende praxistaugliche und digitalisierungsfähige Regeln raus.“‘ Das müsse jetzt nur noch Lauterbach verstehen, so Kruschwitz.
Auch Lothar Marquardt, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZV Nordrhein, vermisste ein partnerschaftliches Verhältnis zwischen Selbstverwaltung und Politik. Bei einer Bürgeranhörung sei folgender Satz seitens der Politik gefallen: „Wir unterhalten uns hier nicht auf Augenhöhe.“ So habe er Demokratie nicht gelernt! Applaus der Delegierten gab es für seine Aussage: „Der Vorstand der KZV Nordrhein unterhält sich mit den nordrheinischen Zahnärztinnen und Zahnärzten immer auf Augenhöhe.“
Dr. Thorsten Flägel, Vorstandsmitglied der KZV Nordrhein, kündigte an, den Beitrag der Zahnärzteschaft zur medizinischen Versorgung vulnerabler Gruppen bekannter machen zu wollen. Kommunale Gesundheitskonferenzen seien dafür ein geeignetes Forum: „Das Problem ist: Die haben uns nicht auf dem Schirm – dabei haben wir etwas zu bieten.“