Behandlung

Studie zeigt: Herausnehmbarer Zahnersatz kann Patienten emotional belasten

Für den Erfolg einer Zahnersatztherapie kann die Unterstützung der Patienten auch auf emotionaler Ebene durch den Behandler von entscheidender Bedeutung sein.
Von Öffentlichkeitsarbeit (sk)
Erstellt am 27.06.2024
Quelle: sciencedirect.com
Eine Zahnärztin, von der die Hände zu sehen sind, hält eine Vollprothese in der Hand. © MISHA – stock.adobe.com

Patienten durchleben „emotionalen Tunnel“ mit Gefühlen wie Scham und Angst 

Ein Team von Forschenden an den Universitäten Sheffield und Belfast und aus der Dentalindustrie haben nachgewiesen, dass Zahnverlust und das Eingewöhnen und Tragen von herausnehmbarem Zahnersatz für viele Menschen emotional belastend sein können. Dies gilt ebenso für die Erwartungen und Hoffnungen, die sie im Hinblick auf den Zahnersatz haben. Die Erwartungen können in Widerspruch zur Realität geraten – vor allem, da nicht alle Patienten die Kosten für einen Zahnersatz nach ihren Wünschen, zum Beispiel für eine Implantatversorgung, tragen können. Für diese Patienten kommt meist nur ein herausnehmbarer Zahnersatz infrage.

Um diese emotionalen Herausforderungen zu untersuchen, wurden narrative Interviews von 20 Probanden durchgeführt und 14 Studienteilnehmer gezielt beobachtet. Zahnverlust und herausnehmbarer Zahnersatz haben sich dabei für viele der Teilnehmer als schambehaftet erwiesen. Es zeigte sich, dass besonders die Erfahrungen während des ersten Einsetzens und Anpassens der Prothese deutliche Auswirkungen auf den Erfolg der Zahnersatzbehandlung haben können.

Schwierige Eingewöhnungsphase

Nach dem Zahnverlust durchlebten die Patienten eine Phase, die als „emotionaler Tunnel“ bezeichnet werden kann und in der Gefühle wie Scham, Wut und Angst beherrschend waren. Die anschließende Phase der Prothesenhoffnung war von der Erwartung geprägt, dass der Zahnersatz ihnen wieder ihre optische Unversehrtheit und vollständige Biss- und Kaufähigkeit zurückgibt. In der Phase des prothetischen Kompromisses, in der die Gewöhnung an den Zahnersatz im Fokus stand, mussten die Probanden ihre Erwartungen gegebenenfalls der Realität anpassen, die Nahrungsaufnahme und das Sprechen mit ihrer neuen Prothese üben und nicht zuletzt auch lernen, wie sie ohne Scham mit anderen Menschen über ihren herausnehmbaren Zahnersatz sprechen können. Vor allem die Überwindung der Scham, der Befürchtung, dass der Zahnersatz während der Anwesenheit anderer herausfallen könnte, des Sich-Verstecken-Wollens und Vermeidens von sozialen Kontakten ist in einer solchen Phase entscheidend. Denn diese negativen Gefühle und emotionalen Belastungen können dem Erfolg einer Zahnersatzbehandlung erheblich schaden. Eine anfänglich noch nicht richtig sitzende Prothese kann ebenfalls belastend sein und die Lebensqualität mindern.

Behandler sollten Gefühle der Patienten verstehen und auf sie eingehen

Das Forschungsteam leitet aus den Ergebnissen der Studie daher nicht nur als Erforderlichkeit für die Behandler ab, die Passform des Zahnersatzes bei Bedarf nachzubessern und die Patienten über das Tragen und die Pflege der Prothesen aufzuklären, sondern empfiehlt Zahnärzten und Zahnärztinnen darüber hinaus, ihre Patienten stets auch auf emotionaler Ebene zu unterstützen und gemeinsam mit ihnen gegen die Scham und das Gefühl anzukämpfen, durch einen herausnehmbaren Zahnersatz auf Dauer stigmatisiert zu sein. Wenn zahnärztliche Behandler die Gefühle ihrer Patienten verstehen und auf sie eingehen können, kann dies das emotionale Erleben der Patienten entscheidend zum Positiven beeinflussen und zu einem guten und dauerhaften Behandlungserfolg führen.

Studie: Herausnehmbarer Zahnersatz kann emotional belastend sein

Hier geht es zur Studie „It's like being in a tunnel': Understanding the patient journey from tooth loss to life with removable dentures“.